Actionspiel für PC, PlayStation und Xbox
"Alan Wake Remastered" erscheint am 5. Oktober 2021 für PlayStation 4/5, PC, Xbox One und Xbox Series X/S.
Foto: Remedy Entertainment / Epic Games
Uhr
Benjamin Braun
Benedikt Plass-Fleßenkämper
Mehr als eine Dekade nach dem Xbox-360-Original gibt Remedy eine modernisierte Version seines actionreichen Horror-Thrillers "Alan Wake" für PC und die neuen Konsolen heraus. Zuschlagen oder nicht? Das ist hier die Frage!
Testfazit
Testnote
1,8
gut
Mit seiner einnehmenden Mixtur aus wuchtiger Action, packendem Horror-Thriller und schaurig-schöner Kulisse bot "Alan Wake" bereits vor elf Jahren ein einzigartiges Erlebnis. Die Remastered-Version verändert nicht das grundlegende Konzept, wertet das Abenteuer mit weitreichenden technischen Verbesserungen jedoch atmosphärisch deutlich auf. Mit den aktuellen Grafikreferenzen kann "Alan Wake Remastered" nicht ganz mithalten und schleppt mit der durchwachsenen alten deutschen Sprachausgabe auch ein paar Altlasten mit. Das ändert jedoch nichts an einer durchweg gelungenen Neuauflage, die sich gerade Serieneinsteiger keinesfalls entgehen lassen sollten und die auch Fans beste Argumente liefert, noch mal nach Bright Falls zurückzukehren.
Pro
- Tolle Mischung aus Horror-Story und Action in atmosphärischem Setting
- Spannender Story-Aufbau im Stil einer TV-Serie
- Wuchtige Feuergefechte mit Licht als zentraler taktischer Komponente
- Umfassend verbesserte, deutlich schärfere und detailreichere Grafik
- Etliche Anspielungen für Fans von Horror- und Mystery-Filmen und -Büchern
- Sehr faires Checkpoint-System und drei gut ausbalancierte Schwierigkeitsgrade
- Satte Soundeffekte und exzellenter, treibender Soundtrack
- Beide Original-Bonusepisoden an Bord
Kontra
- Relativ kurz (circa 15 Stunden für Hauptspiel und Bonusepisoden)
- Durchwachsene deutsche Sprachausgabe

- Teils hölzerne Animationen und Mimik
Neuauflagen älterer Spiele sind immer noch schwer in Mode. Erst kürzlich etwa kehrte Blizzards von Fans lange herbeigesehntes "
Diablo 2" in einer mehr als nur grundsanierten Version zurück. Auch "Max Payne"-Erfinder Remedy Entertainment springt nun mit "Alan Wake Remastered" auf den Wiederverwurstungszug auf und lässt Sie gut elf Jahre nach dem ehemals Xbox-360-exklusiven Start des
Originalserneut ins mysteriöse Grusel-Dorf Bright Falls reisen. Die Redaktion hat den massiv aufgehübschten Albtraum des namensgebenden Schriftstellers bereits auf den Next-Gen-Konsolen erlebt – und wurde von der einzigartigen Mischung aus Horror-Trip und satter Action einmal mehr gepackt.
Erzählerisch unverändert
Wie der Name des Spiels bereits klarmacht, handelt es sich bei "Alan Wake Remastered" nicht um eine komplette Neuentwicklung. Die Geschichte, die Spielmechanik, ja sogar die damals wie heute eher mäßige deutsche Sprachausgabe bleiben praktisch unverändert, während die finnischen Entwickler die Grafik kräftig aufpoliert haben – dazu später mehr. Sie übernehmen im Spiel also wie gehabt die Rolle des Thriller-Autors Alan Wake, der seit über zwei Jahren kein Wort mehr zu Papier gebracht hat und noch dazu von rätselhaft-realen Albträumen geplagt wird. Deshalb reisen Alan und seine Frau Alice in das scheinbar idyllische Bergdorf Bright Falls, um Urlaub zu machen und die Alltagssorgen hinter sich zu lassen.
Doch schon bald ereignet sich Rätselhaftes: Alice verschwindet spurlos, und die finsteren Visionen Alans scheinen Realität zu werden, als mysteriöse Schattenwesen oder gar lebendig gewordene Maschinen den schlaflosen Autor attackieren. Die Grenzen zwischen dem, was wirklich real ist und was womöglich lediglich dem geplagten Geist Alans entspringt, verschwimmen zusehends – für den Protagonisten genauso wie für Sie als Spieler. Gerade auch im Zusammenspiel mit den zahlreichen Referenzen auf bekannte Horrorfilme und -bücher oder die an die Kult-TV-Serie "Twin Peaks" erinnernden skurrilen Bewohner der Stadt ergibt sich eine überaus spannende Erzählung, bei der die Action niemals zu kurz kommt.
Mit Licht und Waffengewalt
In "Alan Wake Remastered" ist die Handlung in einzelne Kapitel eingeteilt, die ähnlich wie in einer Fernsehserie aus einzelnen Episoden besteht – inklusive der Zusammenfassung der bisherigen Ereignisse. Ihre dramaturgischen Höhepunkte erreicht sie nicht zuletzt innerhalb der vielen cineastischen Zwischensequenzen, aber auch dank liebevoller Details, wenn Sie zum Beispiel an Fernsehern in der Umgebung eine an die Mystery-Reihe "Twilight Zone" angelehnte Sendung verfolgen. Äußerst intensiv ist das Spielerlebnis aufgrund der Action, die Sie ausnahmslos aus der Verfolgerperspektive erleben.
Besagte Schattenwesen bekämpfen Sie dabei mit einer Kombination aus überwiegend klassischen Schusswaffen und dem in den meist nächtlichen Einsätzen äußerst rar gesäten Licht. Sollte Protagonist Alan Schaden genommen haben, kann nur Letzteres ihn heilen. Und nur der Schein Ihrer Taschenlampe oder der glutartige Schein einer Leuchtfackel vertreibt die Dunkelheit, damit Sie Ihre Widersacher überhaupt mit Pistole oder Jagdgewehr erledigen können.
Das verleiht den Konfrontationen einerseits eine angenehm taktische Komponente und sorgt andererseits dafür, dass sich die später in ähnlicher Form wiederholenden Gefechte stärker nach einem intensiven Überlebenskampf anfühlen als in einem klassischen Survival-Horrorspiel à la "Resident Evil". Gerade in den abwechslungsreichen Bosskämpfen entsteht Panik, wenn Feinde Sie umzingeln oder eine lebendig gewordene Lokomotive durchdreht ...
Schaurig-schön auf Next-Gen-Niveau
Die wichtigste und im Wesentlichen auch einzige echte Neuerung von "Alan Wake Remastered" besteht in der umfassend überarbeiteten Grafik. Auf sämtlichen unterstützten Plattformen macht sich allein die höhere Bildauflösung durch eine drastische Steigerung der Bildschärfe bemerkbar – auf PlayStation 5 und Xbox Series X gibt es sogar native 4K-Auflösung. Generell genießen Sie überall neue hochauflösende Texturen, verbesserte Licht- und Schatteneffekte sowie erheblich mehr Umgebungsdetails. Wo im Original vergleichsweise karge Sträucher und Baumkronen zu sehen waren, wirkt die Vegetation nun wesentlich dichter und lebensechter.
Vorbei sind die Zeiten grober einfarbiger Bodenbeläge. Hier zeigen Holzbretter nun eine feine Maserung und auf den Feldwegen hat das Reifenprofil der Fahrzeuge realitätsnahe Spuren hinterlassen. Die Weitsicht erhöht sich dramatisch, sodass weiter entfernte Bergformationen nicht mehr wie graubrauner Matsch aussehen. Kantenflimmern, hässliches Bildzerreißen oder eine instabile Bildrate? All das bleibt Ihnen in "Alan Wake Remastered" – anders als früher auf der Xbox 360 – erspart.
Die Charaktermodelle legen beim Detailgrad massiv zu, wovon nicht zuletzt die diversen Zwischensequenzen profitieren. Die Mimik der Figuren wirkt immer noch leicht hölzern, die Steigerung ist aber so deutlich, dass sie abseits der grafischen Next-Gen-Referenztitel als konkurrenzfähig durchgehen. Einzelne Aspekte wie Alans Sprung- und Kletteranimationen fallen im Vergleich mit aktuellen Titeln recht deutlich ab. Echte Nachteile für die Atmosphäre ergeben sich daraus damals wie heute nicht. Unterm Strich hätte Remedy in einzelnen Punkten noch etwas mehr herausholen können, dem finnischen Studio ist insgesamt aber eine sehr gute Modernisierung der Grafik gelungen, die keinen echten Anlass zur Klage gibt.
Release: "Alan Wake Remastered" erscheint am 5. Oktober 2021 als Boxversion und digital für PS4, PS5, Xbox One und Xbox Series X|S sowie für PC exklusiv im Epic Games Store für überaus faire 30 Euro.