Siegeszug aus den 50ern: Die einflussreichsten Sitcoms aller Zeiten - TV SPIELFILM (2024)

Siegeszug aus den 50ern: Die einflussreichsten Sitcoms aller Zeiten

Siegeszug aus den 50ern: Die einflussreichsten Sitcoms aller Zeiten - TV SPIELFILM (1)

Veröffentlicht am: 22. April 2020, 14:33 Uhr
Autor: Johannes Heinsohn

Sitcoms kennt jeder. Ob "The Big Bang Theory" oder "Two and a Half Men", jeder hat zumindest eine grobe Vorstellung von dem Format. Interessant ist, welchen Einfluss Sitcoms bis heute auf das Fernsehen haben und wie wichtig einige frühe Ausstrahlungen für aktuelle Formate sind.

Ein Raum, eine Handvoll Darsteller, Humor und drei Kameras, schon steht das Grundgerüst einer jeden Sitcom. Wie der Name - von "Situation Comedy" abgeleitet - schon sagt, geht es um die Komik, die durch lustige, brenzlige oder gefährliche Situationen entsteht. Oft spielen die Episoden nur in einem Raum, der zu einer Seite offen ist, wo ein wirkliches Publikum die Szene betrachtet. Durch den Zuschauer kommt es zu dem typischen Gelächter, auch Laugh-Track genannt. Noch heute ist es ein stilprägendes Element dieses Comedy-Genres.

Das Format stammt ursprünglich aus der Zeit vor dem Fernsehen. Die Sitcom war gängiges Programm für Radiosender, die in kurzen Sketchen Alltagssituationen humorvoll wiedergaben. Der Inhalt war dabei meist seichter und einfacher Natur und sollte für den Radiohörer leicht verständlich und witzig sein. Die Dauer einer Episode schwankte dabei zwischen 15 und 35 Minuten und wurde in einem bestimmten Rhythmus wiederholt.

Höhen und Tiefen der Sitcom

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Die Dreharbeiten in nur einem Raum, wenige Schauspieler und kurze Aufnahmezeiten sorgten für geringe Produktionskosten am Set. Da das Format ursprünglich aus dem Radio stammte, kamen viele Darsteller aus dieser Branche. Erste Erfolge hatte das Format in den 50er-Jahren als Beziehungskomödien zwischen Mann und Frau (vor allem Marilyn Monroe in Filmen wie "Manche mögen's heiß", "Blondinen bevorzugt" oder "Das verflixte 7. Jahr") zu Kassenschlagern wurden.

In den 60er- und 70er-Jahren nahm das Interesse stetig ab und die Sitcom konnte erst in den 80ern wieder Fahrt aufnehmen. Die "Bill Cosby Show" und "Eine schrecklich nette Familie" eröffneten einen neuen Hype um das Thema Sitcom. Die Formate erfreuten sich auch bei den neuen kommerziellen Sendern größter Beliebtheit, da man wunderbar Werbung zwischen die einzelnen Blöcke schneiden konnte.

Spätestens seit "Friends" sind Sitcoms nicht mehr aus der modernen Fernsehlandschaft wegzudenken. Nach einigen Anlaufschwierigkeiten konnte sich das Format auch in Deutschland durchsetzen. Mit Produktionen wie "Ein Herz und eine Seele" mit Helga Feddersen und Diether Krebs oder der ARD-Produktion "Türkisch für Anfänger", die von 2006 bis 2008 im deutschen Fernsehen lief, feierte das Humor-Genre hierzulande Erfolge.

Mit "I love Lucy" startet der Siegeszug

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Die erste und wohl prägendste Sitcom aller Zeiten ist "I love Lucy", die von 1951 bis 1957 in den USA ausgestrahlt wurde. Die Geschichte handelt von der klassischen Beziehung von Mann und Frau, zwischen Ricky (Desi Arnaz) und Lucy (Lucille Ball), die in allerhand Schwierigkeiten geraten. Entweder spielen sich die beiden Streiche oder die kubanische Herkunft von Ricky sorgt für einige Lacher. Die Geschlechterbilder entsprechen dem klassischen Bild der 50er, obwohl Lucy oft den Ton angibt und ihr Mann verloren wäre ohne sie.

Die Sitcom rettete damals den Fernsehsender CBS aus dem finanziellen Ruin und konnte Einschaltquoten von bis zu 52% erreichen. Die billige Produktion machte sich bezahlt und das Format machte das TV-Programm für den Zuschauer attraktiver. Die Geschichte des kubanischen Clubbesitzers und seiner quirligen Hausfrau war der Stoff den die Leute in dieser Zeit sehen wollten. Bei "I love Lucy" wurden das erste Mal Laugh-Tracks eingesetzt, die bis heute eine wichtige Rolle in Sitcoms spielen.

Zu den berühmtesten Geschichten aus der Serie zählt die Szene am Fließband einer Schokoladenfabrik. Lucy und ihre Freundin wollen beweisen, dass auch Frauen am Fließband arbeiten können. Sie sollen Pralinen auf einem Förderband einpacken. Das Band wird immer schneller und die beiden versuchen die Schokolade einfach zu essen, um dem Tempo hinterherzukommen. Diese Szene wurde auch in vielen modernen Serien aufgegriffen, so versuchen Peter Griffin und Quagmire bei "Family Guy" Tabletten in einer Apotheke zu verpacken.

Die Probleme eines Ehepaars als Thema findet in den 80ern dann seine Wiederholung in "Eine schrecklich nette Familie", wo ähnliche Familienstrukturen zum Tragen kommen. Das Filmen mit drei stationären Kameras hat sich ebenfalls bis in die Gegenwart gehalten, das System wird unter anderem bei "The Big Bang Theory" angewendet.

Wie Dick van Dyke "Friends" und "The Big Bang Theory" prägt

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Eine weitere wichtige Sitcom der frühen Jahre ist die "The Dick van Dyke Show", die zwischen 1961-1966 ebenfalls bei CBS ausgestrahlt wurde. Auch hier steht das Familienleben um den Vater Robert Petrie (Dick van Dyke) im Mittelpunkt der Geschichte. Laura Petrie (Mary Tyler Moore) und ihr Mann erleben immer wieder lustige Situationen. Die Rolle der Frau ist dabei ebenso wichtig, wie die des Sohnes Richard (Larry Mathews), dem oft eine Schlüsselrolle zukommt. Ähnlich wie bei "Two and A Half Men" die Rolle des Jake so wichtig ist, um das ungleiche Brüderpaar Charlie und Alan Harper aufeinanderprallen zu lassen.

Eine Eigenschaft die "Friends" so berühmt gemacht hat, sind die Rückblenden, die zu einem festen Bestandteil der Serie wurden. Experten waren sich nach Ende von "Friends" sicher, dass es schwer werden würde, an dieses Format heranzukommen. Die Rückblicke wurden tatsächlich aus der "The Dick van Dyke Show" übernommen. Diese beiden Serien stehen damit in einem direkten Zusammenhang. Doch das ist nicht die einzige Übereinstimmung, denn nach Friends gilt "The Big Bang Theory" zurzeit zu den erfolgreichsten Sitcoms und auch diese hat sich an Elementen der Dyke-Show orientiert.

Der Regisseur der 60er-Jahre-Sitcom war Sheldon Leonard, ein bekannter Produzent und Schauspieler des alten Hollywoods. Es ist kein Zufall, dass die Wissenschaftler Sheldon Cooper und Leonard Hofstadter Ähnlichkeit mit dem Regisseur haben. Er stand Pate bei der Namensgebung der beiden Hauptfiguren.

"Friends" ebnete den Weg für eine junge Zielgruppe

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Kommen wir zur wohl bekanntesten Serie der 90er, die sich wie keine andere Sitcom verkauft hat und bis heute Einfluss auf andere Serien nimmt. "Friends" startete 1994 auf NBC in den USA und wurde in zehn Staffeln zum Kult. Die Macher David Crane und Marta Kauffman erzählten die Geschichte von sechs Freunden in der Großstadt, die mit Höhen und Tiefen des Lebens zu kämpfen haben. Die Serie sorgte 2004 im Finale für eine Einschaltquote von über 50 Millionen Zuschauern und auch sonst war "Friends" ein Publiku*msmagnet der Extraklasse: In den Quoten-Rankings der USA landete sie stets unter den ersten fünf Positionen. Besonders erfolgreich war sie beim jungen Publikum.

Die Serie verknüpft klassische Elemente der Sitcom mit Teilen der Seifenoper, dabei stehen die Beziehungen zwischen Ross (David Schwimmer) und Rachel (Jennifer Aniston) sowie Chandler (Matthew Perry) und Monica (Courteney Cox) immer im Mittelpunkt. Diese Elemente sind auch bei "Big Bang Theory" wiederzufinden, die sich ebenfalls an "Friends" orientiert haben. Das Kamerasystem aus "I love Lucy" wurde hier weiterentwickelt und es wurden noch mehr Kameras eingesetzt. Der Bühnenaufbau für die Zuschauer ist dabei in beiden Serien gleich. Selbst die Sitcom um die sechs Freunde wurde immer vor Live-Publikum aufgenommen.

In "Friends" wurden die Erzählstränge der Sitcom weiterentwickelt, so sind Geschichten nicht nach einer Episode zu Ende erzählt, sondern bauen sich über mehrere Folgen auf und sind komplexer aufgebaut. Diese Erzählstränge wurden später auch in anderen Serien übernommen. Horizontal erzählte Geschichten sind in der Serienproduktion heute längst zum Standard geworden.

Die Geschichte der Sitcom hat die unterschiedlichsten Serien beeinflusst und selbst aus der Pionierzeit des Formats sind uns bis heute viele Aspekte erhalten geblieben. Bislang schien es eine TV-Gesetzmäßigkeit: Sitcoms sind nicht tot zu kriegen. In den USA feiern Serien wie "The Conners", "Modern Family" oder "The Goldbergs" auch heute noch Erfolge. Doch bei "Modern Family" wird 2020 mit der elften Staffel Schluss sein und auch "The Big Bang Theory" geht in seine letzte, zwölfte Staffel. In Zeiten von großen Streaminganbietern und dem sich abzeichnenden Ende des klassischen linearen TV-Konsums sind auch Sitcoms vor Veränderungen nicht gefeit.

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